Oktober 2021 Bea Steiner Interviews

Wohnbegleitung – eine Aufgabe mit viel Fingerspitzengefühl

Sozialbegleiterin Beatrice Steiner besucht im Rahmen der Wohnbegleitung regelmässig Menschen in ihrem Zuhause. Dank diesem Dienst können vertraute Lebenswelten erhalten bleiben und Wohnkompetenzen erweitert werden. Beatrice gibt Einblick in ihren Arbeitsalltag.

Was sind das für Menschen, die eine Wohnbegleitung in Anspruch nehmen?
Oftmals kommen Anfragen durch einen Sozialdienst oder Beistand. Menschen, die aufgrund psychischer oder Suchterkrankung nicht mehr in der Lage sind, ihren Haushalt, resp. Alltag adäquat zu gestalten (Verwahrlosungstendenzen, sozialer Rückzug, auffälliges Verhalten gegenüber der Mietergemeinschaft). Häufig ist dabei das primäre Ziel der Erhalt des Wohnraums. Es gibt aber durchaus auch Menschen, die direkt auf uns zukommen, weil sie HOPE bereits kennen. Sie benötigen z.B. Hilfe beim Entsorgen, weil sie kein Fahrzeug haben oder beim Entrümpeln, weil sie nicht mehr so mobil sind.

Wie läuft so ein Einsatz ab?
Das Erstgespräch dient dem gegenseitigen Kennenlernen und der Auftragsklärung. Wenn dies geklärt und alle beteiligten Parteien damit einverstanden sind, kommt es zu regelmässigen Einsätzen. Als Wohnbegleiterin bin ich keine Haushaltshilfe. Das Ziel ist eine lösungs- und ressourcenorientierte Zusammenarbeit. Im Fokus stehen der Klient oder Klientin und die vorhandenen Möglichkeiten.

Was schätzt Du an dieser Arbeit?
Mir gefällt an dieser Arbeit besonders, neue Menschen kennenzulernen, verschiedene Lebenswelten zu erfahren, zu lernen, dass meine Vorstellung von einem schönen Wohnen nicht die einzig richtige Wohnform ist. Ich freue mich, wenn der Klient oder Klientin zusehends Vertrauen aufbaut und ich Anteil an der Lebensgeschichte haben darf. Die Einsätze sind in der Regel befristet und es ist besonders schön, wenn ein Auftrag abgeschlossen werden kann, weil der Klient das erwünschte Ziel erreicht hat.

Welches sind die Herausforderungen?
Nicht immer gelingt ein Beziehungsaufbau reibungslos. Manchmal braucht es viele Anläufe, bis ein Klient sich auf ein Miteinander einlässt. Viele dieser Menschen leben bereits seit Jahren mit der Erfahrung, dass die Systemwelt in ihre Lebenswelt eindringt und sind entsprechend «vorbelastet». Sie brechen nicht gleich in Jubel aus, wenn da schon wieder ein Sozi vor der Tür steht. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich einen Auftrag wieder abgegeben habe, weil der Klient überhaupt nicht kooperierte. Sich bei jedem Besuch wieder neu auf die ktuelle Stimmung/Verfassung des Gegenübers einzulassen ist manchmal auch eine ganz schöne Herausforderung.

Wie ist die Bedeutung dieses Angebotes für die Gesellschaft?
Wenn durch unseren Einsatz verhindert werden kann, dass Klienten in eine Institution gehen müssen, ist das bestimmt auch ein finanzieller Vorteil. Menschen, die durch unseren Einsatz wieder ein Stück Freiheit und Selbstvertrauen aufbauen können und wieder Anteil am sozialen Leben nehmen, sind eine Bereicherung für unsere Gesellschaft.

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